Wer wie ich schon hunderte von Kaninchen küchenfertig gemacht hat, den schaudert’s, wenn dieses schmackhafte Wildbret durch undisziplinierte Schüsse auf zu nahe Distanz, mit zu grobem Schrot oder durch unnötig apportierende Hunde entwertet wird.
Ein Kaninchen, das liegt, sollte vom Jäger selbst aufgesammelt werden. Das ist nicht Sache des Hundes, im Gegenteil: Es besteht insbesondere beim Frettieren sogar die Gefahr, dass der Hund schusshitzig wird, wenn er nach dem Schuss immer gleich geschnallt wird. Der Hund dient beim Frettieren nur zum Stöbern, falls die Kaninchen draußen liegen, und zum „Fangen“ (ich vermeide hier bewusst das Wort „apportieren“) angeschweißt wegflüchtender Kaninchen, bevor sie den nächsten Bau annehmen. Dieser Einsatz muss aber unbedingt mit dem Frettierer abgesprochen sein, damit kein Frett dem raubwildscharfen Hund zum Opfer fällt.
Der Schrotschuss verletzt in der Regel auch das Gescheide, weshalb die Kaninchen umgehend ausgeweidet werden müssen. Erstmals in einem Weinbergsrevier am Main lernte ich eine nachahmenswerte Methode der Wildbretversorgung im Team kennen.
Auf der Strecke lagen gut hundert Lapuze, als gegen 15.30 Uhr abgebrochen wurde. Am Sammelplatz lagen saubere Kunststoffwannen, Abfalltonnen, Kanister mit Wasser, Rosenschere und Gummihandschuhe bereit. Je zwei Jäger balgten gemeinsam ein Kaninchen ab: Schnitt durch den Balg über dem Rücken, zwei Finger links, zwei Finger rechts, konsequenter, nicht ruckartiger Zug – und das Kanin ist „nackt“. Das Messer schärft Schloss und Bauchraum vorsichtig auf, das Gescheide wird entfernt, die Leber und das Geräusch bleiben im Wildkörper, weil der Kunde es wünscht. Die Stinkdrüsen zwischen den Hinterläufen werden mit Blume sorgfältig abgeschärft. Letztlich tritt der Jäger mit der Rosenschere in Aktion. Fünf Schnitte, Kopf und Läufe sind entfernt. Wurde sauber geschossen, ist nicht einmal mehr der Einsatz von Wasser notwendig; verschmutzte Kaninchen werden aber gesäubert. Die hundert Lapuze sind in weniger als einer Stunde küchenfertig.
Dieses Teamwork sichert dem Beständer einen guten Wildbreterlös, noch dazu ohne auf der ganzen Arbeit allein sitzen zu bleiben.