Heißer Tipp für die Jagdhütte
Mein Freund Hugo besitzt eine urige Jagdhütte im Spessart. Tief und vor allem einsam im Wald an einer kleinen Lichtung gelegen dient sie schon seit fast 150 Jahre den Jägern als Heimstatt. Ich habe mir schon manches Mal gewünscht, dass diese Hütte erzählen könnte…
Schon kurz nach unserem Kennen lernen übergab mir Hugo mit den Worten „Wann immer du willst…“ den Hüttenschlüssel und damit begann eine lange Freundschaft. Seitdem bin ich oft, aber immer noch viel zu selten, Gast in dieser Hütte, genieße allein mit meinen Hunden, mit Familie oder Freunden die Stunden des „Seele baumeln lassen“ nach spannender oder erholsamer Jagd.
In der Hütte steht, wer weiß wie lange schon, ein kleiner, eiserner Ofen. In der kalten Jahreszeit ist die erste Handlung nach Ankunft das Anfeuern, um die klamme Hütte wohnlich zu machen. Unersättlich frisst er das von mir im Sommer vorbereitete Holz, verbreitet erst Wärme und dann in seiner Nähe fast unerträgliche Hitze. Unvergessen in diesem Zusammenhang sind unsere „Sylvester-Seminare“ (Hugos akademische Wortschöpfung), bei denen nicht nur ein stattlicher, lecker zubereiteter Truthahn den Weg in die Waidsäcke ebenso stattlicher Waidmänner findet. Proportional zur Hitze unseres Öfchens fällt der Getränkekonsum dabei aus. Die Gesichtsfärbung der Waidgenossen am Ofen nimmt dabei schnell die Färbung sorgsam gespritzter holländischer Tomaten an, obwohl die wackeren Kumpanen schon ihre Feinripp-Unterwäsche (teils über den hart erworbenen Bierbäuchen) zur Schau stellen. Ganz anders die Freunde, die am Fenster sitzen: Sie reagieren auf die Affenhitze mit dem Öffnen der Faserpelze, immer darauf bedacht, den Kragen wegen Temperaturgefälles zur Wand, hoch geschlagen zu lassen. Doch wenn es dann endlich in den Kessel geht, berichten die Waidgesellen, die sich noch daran erinnern können, später, dass es trotz der Schlafsäcke und der drangvollen Nähe schnarchender Bettgenossen schnell saukalt wurde.
Und genau, dass ist der Grund, warum ich darüber schreibe:
Mein Freund, der Ofen, wird zwar genau so schnell heiß wie ein Keiler in der Rauschzeit, seine Wärme verzieht sich aber auch genauso schnell wieder. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, dass mich nach stundenlangem Ansitz in froststarrer Wintersnacht eine wohl temperierte, weil vorgeheizte Hütte empfängt. Stattdessen ist nur das Bier wohl temperiert (und das brauche ich dann wirklich nicht), der Ofen aber ausgekühlt und muss erst wieder angefeuert werden. Aber das steht auf meiner Hitliste nach Mitternacht nicht mehr ganz oben, weshalb ich mich lieber gleich in den klammen Schlafsack rolle – mit ein, zwei Wärmekissen an den Füßen. Am Morgen dann ein vergleichbares Szenario, bei dem dann nur die ganz Harten gern den endlich warmen Schlafsack verlassen wollen, weil die Atemwolke verrät, dass die Hüttentemperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt.
Nun wird man älter, manchmal auch weiser (?) oder doch nur Wärme bedürftiger?
Auf jeden Fall – war es Zufall oder Vorsehung – nach einer winterlichen Pferdeschlittenfahrt , bei der meine Frau und ich trotz Decken ganz schön durchgefroren waren, wurden wir von den Bekannten in deren Wohnstube eingeladen. Dort empfing uns neben einer üppigen Vesperplatte und heißem Apfelwein eine herrlich angenehme Wärme, die ein imposanter Specksteinofen ausstrahlte. Natürlich wurde dieser Ofen dann zum Gesprächsthema, zumal die Gastgeber mit Recht sehr stolz auf dieses Unikat waren. Hier erfuhr ich erstmals mehr über dieses interessante Gestein, dessen vorrangige Eigenschaft die ausgezeichnete Wärmespeicher- und Wärmeleitfähigkeit ist. Eine relativ kleine Menge Brennholz reicht aus, um schnell und effektiv die Gesteinsmasse des Ofens zu erwärmen. Diese Wärme wird dann bei entsprechend großen Öfen über 24 Stunden abgegeben. Selbst die Wärme unterscheidet sich von herkömmlichen (Kamin-) Öfen, deren Konvektionswärme vor allem die oberen und ofennahen Bereiche eines Raumes erhitzt, während es unten eher fußkalt bleibt. Und genau das spürten wir auch in diesem Wohnbereich: überall eine sehr gleichmäßige Wärme. Überraschend auch, dass die Luft nicht trocken stickig sondern frisch wirkte. Unsere Bekannten, die sich erst nach umfangreichen Recherchen für diesen sicher nicht billigen, aber Preis werten Ofentyp entschiedne hatten, konnten natürlich erklären, woran das liegt: Der Specksteinofen gibt eine Strahlungswärme ab, die nicht im Raum nach oben steigt und permanent die Luft verwirbelt, sondern die sich wie Lichtstrahlen verbreiten und alle Flächen erwärmen, auf die sie trifft. Da der Verbrennungsvorgang schon vor Stunden abgeschlossen war, fand auch kein Sauerstoffverbrauch mehr statt, was die Luft frischer machte und die Atemwege weniger austrocknete.
Unterm Strich: Wir waren begeistert, haben uns noch weiter informiert, mit etlichen Ofenbauern und Händlern gesprochen, die uns alle von den Vorzügen der Specksteinöfen vorschwärmten, Preise und Eigenschaften verglichen – und heute steht ein ähnlicher Ofen auch in unserem Wohnzimmer. Vorher war aber ein Problem aufgetaucht: Meine Frau wollte gern die zeitlos moderne, ich lieber die urige felsige Variante. Wir haben uns dann für den finnischen Hersteller Tulikivi entschieden. Hier fanden wir unser Traum-(Kompromiss-) modell (Modell Pahta F) 1,8 t schwer mit einer glatten Front, aber bossierten, also rauen Flanken. Außerdem stimmte bei dieser renommierten Firma das Preis-Leistungsverhältnis.
Doch zurück zu Hugos Jagdhütte:
Würde ein Specksteinofen dort nicht genau richtig stehen?! Vor der Jagd angefeuert, nach 5 Stunden Sauansitz Aufwärmen mit dem Rücken am warmen Speckstein, nach wohliger Nachtruhe Aufstehen in einer wohltemperierte Hütte… Holz genug liegt ohnehin vor der Hütte und die Holzfeuerung ist im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen „kohlenstoffneutral“, wird doch nur so viel Kohlenstoff frei gesetzt wie der Baum vorher verbraucht hat.
Oder würde ich doch die frostige Heimkehr, das Anfeuern mit klammen Fingern, die nächtliche Atemwolke über dem Schlafsack und das unangenehm kalte Aufstehen vermissen? Wohl eher nicht!